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50 Jahre Jazzfest Berlin


Das Jazzfest Berlin 2014 steht bevor: vom 30. Oktober bis zum 2. November wird das 50-jährige Bestehen dieses Festivals gefeiert. Das Festival blickt nach vorn und zugleich auch zurück auf 100 Jahre Jazzgeschichte. Die Lebenskraft des Jazz auch und erst recht in Zeiten des digitalen Umbruchs steht im Fokus. Die Kontinuität dieses Musikgenres im Wechselspiel von Tradition und Avantgarde wurde beim Jazzfest in Berlin immer schon gezeigt. Der Jazz und die Dimension der Freiheit, darum geht es - musikalisch, historisch und aktuell.


Das Vorwort für das erste Jazzfest, die damaligen Berliner Jazztage, schrieb 1964 der berühmte Bürgerrechtler Dr. Martin Luther King, Jr. Er betonte die Bedeutung des Jazz im Ringen um Freiheit und Gleichheit als Musik der Ermutigung: "This is triumphant music."

Die diesjährige Festival-Ausgabe knüpft musikalisch und thematisch an die "Message" King's an - bereits im Vorfeld mit einer Multi-Media-Aufführung von Denys Baptistes "Now is the Time - Let Freedom Ring!" bei der am kommenden Sonntag, den 5. Oktober stattfindenden Veranstaltung "Ein Tag für Martin Luther King, Jr." Speziell für das Jazzfest Berlin entsteht das Projekt "Tribute: MLK Berlin '64" des New Yorker Klanginnovators Elliott Sharp. Auch die WDR Bigband bringt ein Programm auf die Bühne, das für das Festival entwickelt wurde und hier seine Premiere erlebt: "Freedom Songs" mit dem Sänger Kurt Elling. Ein Konzert in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche schlägt den Bogen von der Black Church zu europäischem Besinnen.

Zu den Ereignissen, die unabdingbar mit der Dimension der Freiheit verbunden sind, zählt der Fall der Mauer vor 25 Jahren. Das Werk "Die Engel - Vier Kurzopern" von Jochen Berg und Ulrich Gumpert entstand noch vor dem Untergang des erstarrten Systems im Osten, nahm dessen Ende in Gestalt kühner Methaphern vorweg und diskutierte zugleich weltgeschichtliche Fragen, die über den Tag hinausreichen. Das Jazzfest Berlin feiert "Die Engel" mit ihrer Wiederentdeckung.

Joachim-Ernst Berendt, der das Fundament für das Berliner Jazzfest legte und ihm mit enormer Weit- und Weltsicht zu internationaler Bedeutung verhalf, wusste um die Kraft des Bewahrens und die des Erneuerns. Mit Alexander von Schlippenbach's "Globe Unity" präsentierte er 1966 eine Band, die Grenzen einriss und den Vorhang für etwas Neues öffnete. 2014 nun erweisen Alexander von Schlippenbach und Aki Takase mit einem von ihnen geleiteten Ensemble einem großen Vorgänger ihre Reverenz: dem vor 50 Jahren tragisch jung in Berlin verstorbenen Musiker Eric Dolphy. Auch die Berliner Altsaxofonistin Silke Eberhard lässt sich von dessen Musik an den Schnittstellen von Tradition, Moderne und Avantgarde inspirieren. Sie realisiert zum Festival eine Komposition, die Eric Dolphy unvollendet hinterließ, die "Love Suite".

Jazz, Musik im Hier und Jetzt, war immer beides: Klang der Erinnerung und Zukunftsmusik. Auf unterschiedliche Weise spiegelt sich das eine im anderen - so, wenn Francesco Bearzatti mit "Monk'n'Roll" Themen von Thelonious Monk zum Rocken bringt, und so auch, wenn Jason Moran mit Reminiszenzen an Fats Waller zur "Dance Party" auffordert - eine Europa Premiere! Kunstanspruch und Entertainment gerieten im Jazz nie zueinander in Widerspruch, auch wenn mal der eine, mal der andere Aspekt stärker in den Vordergrund rückte. Mostly Other People Do The Killing greifen mit "Red Hot" auf den frühen Jazz zurück und zelebrieren auf vergnügliche Weise dessen Explosivkraft.

Ein ganzes Jahrhundert des Jazz liefert den Stoff für dieses Festival 2014. Dazu gehört Benny Golson, einer der letzten Veteranen des Hard Bop, ebenso wie die freie Impro-Szene, die sich in der Akademie der Künste entfaltet. Dazu gehören auch junge Experimentatorinnen, Soundexzesse und Neuentdeckungen, Bands wie das klangsensible Quartett um Schlagzeugerin Eva Klesse ebenso wie die Flammen schlagende Kraft des großformatigen Fire! Orchestra. "Nichts ist intensiv genug, es denn vielleicht, es ist Jazz." Zitat Jean Cocteau.


Quelle: Text des künstlerischen Leiters des Festival, Dr. Bert Noglik aus der Programmbroschüre.


Gesamtprogramm, Ticketing etc. unter:
http://www.berlinerfestspiele.de/de/aktuell/festivals/jazzfest/ueber_festival_jazz/aktuell_jazz/start.php

 

 

 

 

 

Denys_Baptiste_c_Dune Records_03.jpg Photo: Denys Baptiste



Bereits am kommenden Sonntag, den 5. Oktober 2014 findet die Sonderveranstaltung zu Ehren Martin Luther King's im Haus der Berliner Festspiele statt. Der Tag beginnt mit einer Tour durch Berlin auf den Spuren des Bürgerrechtlers, der die Stadt am 13. September 1964 besucht hat. Ab 16 Uhr werden im Wechsel zwischen Diskussions-Beiträgen von Clayborne Carson, Grada Kilomba, Elke Naters und Philipp Ruch und Performances von Jocelyn B. Smith und der Theatergruppe Label Noir, mit Ausstellungen und einem Filmprogramm verschiedene Fäden ausgelegt, die am Abend auf der Bühne zusammengeführt werden: Mit Denys Baptistes Konzertperformance "Now Is The Time - Let Freedom Ring!" wird der 50. Jahrestag dieses historischen Besuches wie auch 50 Jahre Jazzfest Berlin gefeiert. Der Eintritt ist frei.



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http://www.berlinerfestspiele.de/de/aktuell/festivals/specials/etf_programm/etf_veranstaltungsdetail_104819.php