Nils Landgren

nils-landgren.jpgDer schwedische Posaunist Nils Landgren ist der neue Spielleiter des altehrwürdigen Berliner Jazzfestivals, dass eingebunden in den Veranstaltungsreigen der Berliner Festspiele GmbH, 2008 seine 44. Ausgabe begeht. Bereits 1964 gab es eines: damals wurde das Flagschiff der deutschen Jazzfestivals unter dem Namen „Berliner Jazztage“ vom Musikjournalisten und Autor Joachim-Ernst Behrendt ins Leben gerufen.

Mit Nils Landgren wurde wieder mal ein Musiker engagiert, nachdem in den letzten Jahren der Journalist Peter Schulze das Programm gestaltete. Die Verpflichtung von Musikern, welche das Festival zu verantworten haben hat Tradition, schon Albert Mangelsdorff und George Gruntz konnten als anerkannte Jazzmusiker das Berliner Jazzfest mit ihren Ideen eine Zeitlang prägen. Nils Landgren hatte bereits 2001 ein sehr erfolgreiches Festival auf die Beine gestellt, dass im Zeichen der Skandinavischen Szene stand, noch bevor der Hype um die „Musik des Nordens“ ausbrach. Für die nächsten drei Jahre übernimmt also dieser einflussreiche Posaunist das Zepter und wird gemeinsam mit seinem eingespielten Team um Joachim Sartorius, dem Intendanten der Berliner Festspiele GmbH spannende Jazzfestivals ersinnen.

In der nächsten Woche geht es los: vom 5. bis einschließlich 9. November werden 25 Bands auftreten, die im Haus der Berliner Festspiele, dem Konzertsaal der UdK an der Bundesallee und in den Clubs Quasimodo und A-Trane konzertieren. Auch das Delphi-Kino an der Charlottenburger Kantstrasse, oberhalb des Quasimodo gelegen, ist in das Geschehen eingebunden: seit ein paar Jahren werden in das Gesamtprogramm integriert auch Filme zum Thema gezeigt, eine schöne Tradition. Das Delphi zeigt am Eröffnungstag nacheinander ausgesuchte, dokumentarische Streifen, die sich mit der Welt des Jazz beschäftigen, auf der großen Leinwand. Diesesmal sind es Filme über zwei Ikonen des Jazz, dem heute 87-jährigen Meister der Perkussion Chico Hamilton und über die 2006 verstorbene Grand-Lady des Jazzgesangs Anita O’Day. Der dritte Film entführt uns in die goldene Ära des intellektuellen Amerika der Kennedy-Zeit und porträtiert eine ganze Generation: Jazz an einem Sommerabend dokumentiert das Festival in Newport 1958 und die Geburt des sogenannten Cool-Jazz in ausdrucksstarken Bildern.

Für die diesjährige Ausgabe hat sich Nils Landgren entschlossen, keinen Themenschwerpunkt vorzugeben. Er möchte den Gegenwartsjazz der ganzen Welt spiegeln und hat dafür einen repräsentativen Querschnitt von Stars des Jazz bis zu Newcomern engagiert. Vom israelischen Bassisten Avishai Cohen und seinem fulminanten Trio, über US-Meistern des Jazz wie Herbie Hancock, David Sanborn, Ronnie Cuber, Roswell Rudd, Maceo Parker oder Bennie Maupin und Europäischen Granden wie Peter Brötzmann oder Bobo Stenson bis zu nur in Kennerkreisen bekannten Bands reicht das Spektrum. Wild Birds & Peacedrums zum Beispiel ist ein schwedisches Duo, das ausschließlich mit Gesang und Schlagzeug arbeitet. Das junge, musizierende Ehepaar meandert zwischen Indie-Pop und Jazz und folgt dem musikalischen Pfad von John Lennon & Yoko Ono und der Band Lamb, die 1970 ein Meisterwerk des Avantgarde-Folk-Jazz veröffentlichten: A Sign Of Change. Der Auftritt des Andromeda Mega Express Orchestras könnte ein weiterer zu entdeckender Highlight werden: die 20-köpfige Formation bildete sich in Berlin und versammelt junge Musiker aus Deutschland, Frankreich, Schweiz, Kanada, Norwegen, Japan, Thailand, Südkorea und Tschechien in einem Orchester, dass bereits von Stars der Musikszene wie Herbert Grönemeyer engagiert wurde, um deren Live-Konzerte mit dem Andromeda-Sound anzureichern.

Die Rundfunksender im ARD-Verbund sind Medienpartner und werden einzelne Konzerte live senden, andere aufzeichnen und später ausstrahlen. Freuen Sie sich auf ein abwechslungsreiches, schillerndes Festival, dass fünf Tage lang Berlin den Jazz feiern lässt. Für 2009 hat Nils Landgren bereits verkündet, dass das legendäre JazzLabel Blue Note anlässlich dessen 70-jährigen Bestehens im Fokus stehen wird. Deren Gründer Alfred Lion und Francis Wolff stammten aus Berlin, mussten aus Deutschland emigrieren und gründeten 1939 in New York diese für den Jazz wichtige, geschichtsträchtige Plattenfirma.

Mehr Informationen zum Gesamtprogramm 2008, Ticketreservierungen etc. finden Sie unter:

Webseite Berliner Jazzfest